Jugendlicher Alkoholkonsum

03.11.2001 21:14

Das Thema Alkohol bleibt ein brennendes Thema, unsere Abstimmung auf flachgau.cc ist weniger eindeutig ausgefallen, als wir eigentlich erwartet haben.

4 % der 15- bis 17-jährigen trinken täglich

Wir haben unsere Berichterstattung, die mit der Einlieferung von 8 Jugendlichen wegen Alkoholvergiftungen in Plainfeld und Seekirchen den traurigen Höhepunkt erreicht hat, nun mit einem Interview mit dem Jugendsprecher der SPÖ Salzburg, Mag. David Brenner, ergänzt.

Hintergrund des Interviews mit Brenner war vorallem seine Aktion, bei der Lokale und Geschäfte getestet wurden. Als Vorsitzender der Sozialistischen Jugend hatte er schon vor Jahren Aktionen in diesem Bereich durchgeführt.

Interview mit David Brenner

flachgau.cc: Das Problem mit Alkoholmißbrauch unter Jugendlichen wird immer auffälliger, wie stehst Du als Jugendsprecher der SPÖ dazu? 

David Brenner: Alkohol ist die Droge Nr. 1 in Österreich; auch wenn das viele nicht wahrhaben wollen. Bereits vier Prozent der SchülerInnen zwischen 15 und 17 Jahren trinken täglich Alkohol, bei Festen und beim Fortgehen in Lokalen greifen regelrechte Exzesse immer mehr um sich. Allerdings geben die Erwachsenen das denkbar schlechteste Beispiel ab. 300.000 Alkoholkranke in Österreich und mehr als doppelt so viele Gefährdete sprechen diesbezüglich eine deutliche Sprache. 

flachgau.cc: Im Vorjahr hat es bereits eine Aktion von Testeinkäufen von Dir gegeben, wie waren die Resultate? 

Brenner: Ich habe damit gerechnet, dass wenige Geschäfte sich an die Jugendschutzbestimmungen halten, aber das es so eindeutig ausfällt, hat mich doch erschreckt. 92% aller Geschäfte und Tankstellen haben trotz eines gesetzlichen Verbotes Alkohol an Jugendliche verkauft. Dass Schnaps selbst an 12 jährige verkauft wurde, war leider keine Seltenheit. 

flachgau.cc: Welche Reaktionen waren von den Geschäftsleuten, die damals von Euch zur Rede gestellt wurden, zu hören? 

Brenner: Die meisten waren einfach zu wenig informiert und hat noch kein Problembewußtsein für den Verkauf von Alkohol an Jugendliche entwickelt - die Wirtschaftskammer hat hier bisher viel zu wenig informiert. Manchen war es aber schlichtweg egal. 

flachgau.cc: Auch heuer ist eine Aktion zu diesem Thema geplant? Was ist dabei von Euch zu erwarten? 

Brenner: Ich werde gemeinsam mit einem Team von Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren wiederum landesweit Testkäufe durchführen, wobei wir vor allem jene Geschäfte überprüfen werden, die sich bereits letztes Mal nicht an das Jugendgesetz gehalten haben. Nachdem ich damals die Händler in einem Schreiben auf mögliche Konsequenzen (beim ersten Verstoß Geldstrafe, bei wiederholten Verstoß kann das bis zum Entzug der Gewerbeberechtigung gehen)aufmerksam gemacht habe, werde ich diesmal all jene anzeigen, die sich noch immer nicht daran halten. 

flachgau.cc: Gibt es genaue Zahlen über den Mißbrauch von Alkohol unter Jugendlichen in Salzburg bzw. im Flachgau? Wenn ja, welche? 

Brenner: Ganz konkret für den Flachgau sind mir keine aktuellen Zahlen bekannt. Mehrer östereichweite Umfragen gehen aber davon aus, dass fast 95% der unter 16-Jährigen bereits Alkohol konsumiert haben und im ländlichen Raum bereits 8% der Jugendlichen alkoholkrank sind. Das zeigt, wie ernst wir die Problematik nehmen müssen. 

flachgau.cc: Als Jugendsprecher der SPÖ und als Vertreter der Interessen von Jugendlichen stehst Du manchmal in einem Zwiespalt. Viele Jugendliche empfinden den Jugenschutz nicht nur als Schutz, sondern auch als Einengung - Stichwort: Ausgehzeiten, Alkohol und Zigaretten. Wie gehst Du damit um? 

Brenner: Das neue Jugendgesetz, das in Salzburg seit 1999 in Kraft ist, hat darauf besonders Rücksicht genommen und die Jugendlichen sehr intensiv bei der Erstellung des Gesetzes eingebunden. Bei machen Bestimmungen ist es so auch zu einer Liberalisierung gekommen; wie z.B. bei den Ausgehzeiten für Jugendliche. Bei Suchtmitteln muss man aber auf jeden Fall gewisse Rahmenbedingung festschreiben - wobei sich Strafdrohungen nicht gegen die Jugendlichen sondern z.B . die Gastronomen oder Kaufleute richten. 

flachgau.cc: Du bist sicher auch im Nachtleben in Salzburg unterwegs, dort kann jeder regelmässig betrunkene Jugendliche treffen. Einerseits wollen viele einfach nur ihren Spaß haben, andere jedoch übertreiben es regelmässig. Was würdest Du diesen Jugendlichen nahe legen? 

Brenner: Wir leben in keiner Gesellschaft von Abstinenten - insofern wäre es unrealistisch von den Jugendlichen zu erwarten, dass sie sich so verhalten. Wir Erwachsene machen oft duch unser Verhalten den Alkohol für sie viel zu interessant. Insofern macht mir ein 17jähriger, der ein kleines Bier trinkt, keine Sorgen. Gefährlich wird es dann, wenn die Jugendlichen den bewußten Umgang nicht erlernen und Alkoholexzesse aus einer Art Erlebnisssucht, Mutprobe oder Zeichen des »Erwachsen sein« veranstalten. 

flachgau.cc: David Brenner, vielen Dank für das Interview.

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